Therese von Lisieux
Marie-Françoise-Thérèse Martin wurde am 2. Januar 1873, als neuntes Kind des Louis und der Zélie Martin geboren.
Der frühe Tod ihrer Mutter im Jahr 1877 und der Ordenseintritt ihrer Schwester Pauline im Jahr 1882 stürzten Thérèse in eine schwere leib-seelische Krise und sie erkrankte schwer. 1886 gingen auch ihre Schwestern Leonie und Marie ins Kloster, letztere ebenfalls ins Karmelitinnenkloster von Lisieux, wo Pauline bereits ihre Profess abgelegt hatte. In ihrer Not nahm Thérèse Zuflucht zur Muttergottes, durch deren Fürsprache sie am 13. Mai 1883 die Gnade der Heilung empfing.
Drei Jahre später wurde Thérèse eine besondere Weihnachtsgnade geschenkt, die eine plötzliche innere Verwandlung in ihr auslöste: „Ich fühlte die Liebe in mein Herz einziehen, das Bedürfnis, mich selbst zu vergessen, um anderen Freude zu bereiten und seither war ich glücklich.“ (Selbstbiogr. Schriften, Ms. C, 97).
Die eigene Leidenserfahrung machte sie sensibel für die seelischen Nöte der Menschen. „Meine Sehnsucht, Seelen zu retten, wuchs jeden Tag, mir war, ich hörte Jesus zu mir sagen wie zur Samariterin: „Gib mir zu trinken!“ Es war ein wahrer Tauschhandel der Liebe; den Seelen bot ich das Blut Jesu, und Jesus bot ich eben diese vom göttlichen Tau erquickten Seelen an. So glaube ich Seinen Durst zu stillen“. (Selbstbiogr. Schriften, Ms. C, 99).
Mit 15 Jahren folgte sie am 9. April 1888 ihren Schwestern Pauline und Marie in den Karmel von Lisieux. Am Tag ihrer Einkleidung, dem 10. Januar 1889, erhielt sie den Namen „Therese vom Kinde Jesus“. Am 8. September 1890 legte Thérèse ihre feierliche Profess ab. In aller Verborgenheit ging sie dort ihren „Kleinen Weg“ der Liebe. Sie möchte keine Gelegenheit auslassen, um Jesus "mit kleinen Dingen Freude zu machen" (Brief an Céline vom 26.4.1894). "Was Gott gefällt, das ist, zu sehen, dass ich meine Kleinheit und meine Armut liebe - das ist das blinde Vertrauen, das ich in seine Barmherzigkeit habe... Das ist mein einziger Schatz" . (Brief an Sr. Marie du Sacré Coeur vom 17.9.1886)
Am 9. Juni 1895, während der Dreifaltigkeitsmesse, weihte sie sich der Barmherzigen Liebe Gottes. (sh. Weihegebet) Zu dieser Zeit begann Thérèse auf Anregen ihrer Schwestern Marie und Pauline und im Auftrag ihrer Priorin, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, die “Geschichte einer Seele”.
In der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag 1896 hatte sie den ersten Blutsturz. Während die Tuberkuloseerkrankung unaufhaltsam und unerkannt fortschritt, ging Thérèse in den letzten eineinhalb Jahren ihres Lebens durch eine tiefe Glaubensnacht: „In den so frohen Tagen der Osterzeit ließ Jesus mich fühlen, dass es tatsächlich Seelen gibt, die den Glauben nicht haben… Er ließ zu, dass dichteste Finsternisse in meine Seele eindrangen… Man muss durch diesen dunklen Tunnel gewandert sein, um zu wissen, wie finster er ist.“ (Selbstbiogr. Schriften, Ms. C, 219).
Kurz vor ihrem Tod schrieb sie noch an Abbé Bellière: "Nein, ich sterbe nicht, ich trete in das Leben ein." Nach einem zweitägigen Todeskampf starb sie am 30.9.1897 im Alter von 24 Jahren. Ihre letzten Worte waren: „Mein Gott, ich liebe Dich!“
Schon 1923 wurde sie selig - und am 1925 von Papst Pius XI. heilig gesprochen. Dieser erklärte sie 1927 auch zur Patronin der Mission. 1997 wurde sie von Papst Johannes Paul II. neben Katharina von Siena und Theresa von Ávila als dritte Frau zur Kirchenlehrerin ernannt. Die Kirche feiert ihren Festtag am 1. Oktober.